Karl-Heinz Ott: Endlich Stille
Karl-Heinz Ott, Endlich StilleWas als lästige, aber harmlose Bahnhofsbekanntschaft, mit der man gegen den eigenen Willen, aber zu überrumpelt, sich aus der Affäre zu ziehen, eine lange Nacht verbringt, deren unheilträchtiges Ende man nur durch eine heimliche Flucht aus der Durchreisestadt entgehen kann, beginnt, entpuppt sich kurz darauf als lähmender, erdrückender Alptraum, aus dem es jeden Tag weniger einen Ausweg zu geben scheint.

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In Straßburg, bei einem Zwischenhalt, macht der Erzähler des Buches die Bekanntschaft eines enervierend plappernden, aufdringlichen und scheinbar unsensiblen, taktlosen Mannes, welcher sofort das Kommando übernimmt und den Erzähler vollkommen in Beschlag nimmt. Noch in derselben Nacht bleibt dem Erzähler nur noch die heimliche Flucht aus der Stadt und aus den vereinnahmenden Fängen der Reisebekanntschaft Friedrich.

Wieder daheim und die Begebenheit fast schon vergessend, holt ihn die Straßburger Nacht jedoch bald ein und Friedrich nistet sich mit Sack und Pack in der Wohnung des Erzählers und bald auch schon in seinem gesamten Leben ein.

Die erstickende, niederdrückende Situation ist gestrickt aus der hilf- und ideenlosen Feigheit des Erzählers, welcher sich ausserstande sieht, Friedrich energisch entgegenzutreten und ihn in seine Schranken und aus der Wohnung zu weisen. Stattdessen unterwirft der Erzähler sich seinem Schicksal, macht gute Miene zum bösen Spiel und traut sich immer weniger, Friedrich in irgendeiner Weise zurechtzuweisen und zum Teufel zu jagen.

Erst als der Erzähler in abgrundtiefer Verzweiflung aus der eigenen Wohnung und zu seiner Ex-Freundin flüchtet, bei der er spürbar nur geduldet ist, nimmt er sich ein Herz und endlich die Fäden in die eigene Hand.

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Das Buch begann mir vielversprechend und vergnüglich, denn wer kennt sie nicht, diese Situationen, in denen man Augen und Arsch zusammenkneift, bis alles vorbei ist, weil man den rechten Moment verpasst hat, Einhalt zu gebieten oder das Ruder herumzureissen und nun nur noch irgendwie aus dieser blöden Nummer wieder heil herauskommen will. Grinsend habe ich mich bis zur Mitte des Werkes gelesen um mich dann bald zu fragen, ob das nun ewiglich so weitergeht und nichts anderes als das Geseufze und Gejammere über den ungebetenen Gast mehr kommt. Die Szenen, die einem selbst genauso oder ähnlich hätten passieren können, waren vorüber und ich wartete darauf, dass sich endlich wieder etwas tut. Erst ganz am Ende tat sich dann auch wirklich etwas. Die Erleichterung hierüber war jedoch getrübt von den nun doch unglaubwürdigen und übertriebenen Wendungen, die mir nicht mehr nachvollziehbar erschienen.

Während man sich langweilt, oder auch nicht, es gibt sicherlich Leser, die entzückt sein werden, von "Endlich Stille", was ich sowohl dem Buch als auch dem Autor gönne, bereist man das Umland um Basel herum, wird mit dem Philosophen Spinoza bekannt gemacht und erfährt von der gewollten Unruhe der Werke des Komponisten Schubert, ein buntes Potpourrin also, welches zwar das Elend des Erzählers ein wenig auflockert, aber am Gesamtbild nichts ändert.

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Schade, so meine Meinung, aus dem Anfang hätte man mehr machen können. Ein Buch, das ich zwar gerne ins Regal stelle, aber das nicht auf meine persönliche Empfehlungsliste kommen wird.