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So, wie sie es verstanden hat, eine großartige Kulisse um sich herum zu erschaffen, in der sie jegliche Verantwortung für alle ihre Taten und Nichttaten, alle ihre Äußerungen und Nichtäußerungen und all ihr Scheitern an allen ihren persönlichen Fronten leugnet, in der sie schulterzuckend jede Konfrontation mit dem Gesetz, mit Lehrkräften, Privatpersonen, Behörden, Freunden und Familie als grundsätzlich entschuldigt und somit vergeben und vergessen angesehen hat, so hat sie es nun verstanden, diese Kulisse mit einem farblosen Band zu umschnüren und diesen Schauplatz stillzulegen. Die Art und Weise, in der das geschah, lässt ihr die Möglichkeit offen, in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren diese Bühne mit großen Gesten erneut zu betreten und alle mit sich zu zwingen, die nun scheinbar, aus ihrer Sicht zumindest, gerade so noch mal davongekommen sind.
Ich weiss nicht, ob ich Erleichterung empfinden soll oder stattdessen Wut, oder vielleicht eher abgrundtiefe Enttäuschung. Das offene Ende stoppt vielleicht, sofern der Staatsanwalt nun auch endlich die Nase voll hat, die Maschinerie, doch bleibt der Vorwurf nach wie vor im Raum wie ein übergroßes, knallrotes Ausrufezeichen. Entlastet ist niemand, geklärt ist nichts. Ihre plötzliche Berufung auf ihr Recht zu schweigen lässt nur eben dieses zu: Schweigen. Ein Schweigen, welches sie sofort nach Verlassen dieses Behördenzweiges brach, um in blumigen Worten von ihrer Erleichterung zu berichten, die ihre Rücknahme der Vorwürfe und Klarstellung der Tatsachen sie nun endlich aufatmen ließe. Und diese angebliche Rücknahme und Aufklärung übersandte sie auch gleich per SMS an jenen, der der Mittelpunkt all dessen gewesen war, und nicht nur das, ein virtuelles Treffen hat sie erbeten. Gut, sehr gut, dass dieser sich nicht darauf einließ, denn keines ihrer Worte war wahr, nichts stimmte, denn nichts hat sie getan, außer zu schweigen. Und nichts ist vorbei und erledigt und Erleichterung, ach, ihr Götter, Erleichterung ist angesichts der Möglichkeit eines weiteren Schauspiels auf diesen Bühnen so weit weg, wie die Nasenspitze des Mondes von meinem Zeigefinger.
Doch Schweigen alleine war nicht alles. Andere Behörden werden nun übernehmen, und wieder werden Gut und Böse, Wahr und Unwahr, Links und Rechts aufeinander treffen, nein, prallen, und wieder wird Dreck mit Dreck beworfen werden und es wird diesesmal um Geld gehen, um Euros und Cents und um Recht und Unrecht und darum, das dennoch zahlen darf, wer auch sonst nichts zu sagen hat und nichts wert ist, so wenig wert, dass man Orte und Namen und Daten zu verdrehen sich gezwungen sah um mit nichts in eine Verbindung gebracht zu werden. Einzig, dass nun gezwungen wird, wer auf bloße Bitte nicht reagierte, ist mir gelegen, auch wenn ich niemals wieder mit dieser Dame von diesem Amt auch nur ein Wort wechseln wollte. Doch es kommt immer anders, als ich denke, immer und überall, ein Muster, an das mich doch wohl inzwischen gewöhnt haben sollte.
Der Ort, an dem sie in meinen Augen aufgehoben wäre, für lange, lange Zeit, so langer Zeit, dass ich vielleicht hernach wieder bereit wäre, eine Türe einen Spalt weit zu öffnen, dieser Ort scheint unerreichbar, denn nur jemand, der einsieht, dass ihm genau dieses gut tun würde und vielleicht den einzigen Weg in eine lebbare Zukunft darstellt, begibt sich dorthin, freiwillig. Die Freiwilligkeit ist jedoch Grundvoraussetzung für einen Einzug dort und der erste Schritt vor den anderen, die bereitwillig mithelfen, die Füße wieder nach unten und den Kopf nach oben zu richten. Doch scheint es andersherum gut zu gefallen, warum sollte auch eine Verantwortung hergestellt werden, wenn es sich ohne doch gut durchkommen lässt.
Ein Punkt am Ende fehlt. Ein weiteres Buch ohne letzte Seite und mit einem Fragezeichen am letzten Satz. Niemals hätte ich geglaubt, dass mir einmal an einem winzigen, simplen Punkt so viel gelegen sein wird.