Freitag, 29. Januar 2010
30 Seconds To Ferelden: This Is War
We were the kings and queens of promise
We were the victims of ourselves
Maybe the children of a lesser god
Between heaven and hell, heaven and hell.

(30 Seconds To Mars: Kings & Queens)


***

Was für ein Zufall, dass ich nach dem Ende von Fereldens Verderbnis höchstgradig heldengeduldig und nach den vielen langen Kämpfen vollkommen erschöpft den unglaublich langen Abspann anblinzele und fast ganz zum Schluß, jemand anderes, weniger tapfereres wäre wohl schon eingeschlafen, plötzlich ein Stück einsetzt, dessen Stil und Stimme mir irre bekannt vorkommen.

Nach noch viel höchstgradigerer und heldenhafterer Geduld und gefühlten tausend Kilometer weiterem Abspann wird mir meine vage Vermutung bestätigt, der Song ist von 30 Seconds To Mars und die haben im letzten Dezember ein neues Album herausgebracht - was bis zu just diesem Anfall von unendlicher Geduld vollkommen an mir vorbeigegangen ist.

This Is War - (oder mit Ausschnitten des Trailers zu Dragon Age - Origins hier), das Stück aus dem gleichnamigen Album, welches den Abspann des Rollenspiel-Epos Dragon Age - Origins musikalisch untermalt, leider erst fast ganz am Ende, als einen Song von 30 Seconds To Mars zu identifizieren, ist übrigens kein Kunststück, kennt man bereits A Modern Myth aus dem Album A Beautiful Lie :)

Ich muss zugeben, dass ich mit den Texten des Albums This Is War wenig anfangen könnte, trotz der wirklich wundervollen Musik und gerade wegen der immer wieder auftauchenden Chorgesänge, welche von nicht wohlwollenden Kritikern als Mangel des Albums angesehen wurden, wenn, ja, wenn ich nicht gerade an Dragon Age-Bezauberung leiden würde. Den einen jenes epische, zukunftsweisende Rollenspiel, als das es monate- und jahrelang angekündigt wurde, den anderen nur ein weiteres Mittelklassenspiel, ist Dragon Age - Origins auf jeden Fall anders als die bis hierher bekannten Rollenspiele wie z. B. Neverwinter Nights oder Baldurs Gate. Auf das Nötigste vereinfacht, konzentriert sich der Spieler hier tatsächlich auf die Geschichte anstatt auf komplizierte Regelwerke und kniffelige Wenn und Abers in der Charaktergestaltung. Zwar ist der Handlungsstrang mitunter weniger lebensbedrohlich und dringlich-dramatisch als vollmundig angekündigt, jedoch macht die Spieltiefe und -dichte Mängel in der Story wieder wett. Je nach Wahl der Ursprungsgeschichte des eigenen Charakters stößt man unterwegs auf zugewandte oder zugeknöpfte Nebencharaktere und im Verlauf der Story wird diese Ursprungsgeschichte erneut aufgegriffen, so dass der Spieler sich durch die Wahl der Ursprungsstory immer wieder angesprochen fühlt und der eigene Charakter eine fast echte Lebendigkeit erhält.

Dragon Age - Origins wurde als "Erwachsenenspiel" auf dem Markt gebracht. Blut, Gewalt, Düsternis und Sex als Spielinhalte haben dem Spiel einen +18 Aufkleber eingebracht. Das Blut, bzw. die Blutfontänen, lassen sich gottlob abstellen, ein paar rollende Köpfe bleiben dann noch und angedeutete Sexszenen, in denen die Figuren Unterwäsche tragen - weshalb es da einen geheimnisvollen +18 Aufkleber gibt, hat sich mir nicht erschlossen.

Dragon Age - Origins


Am Ende schwankte ich übrigens sehr zwischen der Option, einen meiner blaublütigen Gefährten zu heiraten und somit Königin von Ferelden zu werden oder jenen Gefährten dem Erzdämonen zum Fraß vorzuwerfen und stattdessen mit dem meuchelmörderischen Elfen aus Antiva durchzubrennen. Die fantastische Synchronstimme (wirklich wunderbar gesprochen, eine der besten Synchronisierungen, die ich je in einem Rollenspiel erlebt habe) von Alistair, dem naiven, weltfremden und rechtschaffenen Gutmenschen hat mich jedoch davon abgehalten, den Elfen vorzuziehen. Den Königsscheiß wollte ich jedoch auch nicht und da Alistair auch keinen Bock auf Königquatsch hatte, leben wir am Ende quasi in wilder Ehe zusammen bis dass der Tod uns scheidet oder, was wahrscheinlicher ist, eine neue Verderbnis uns den Kopf kostet.

Das Schöne an so einer Rollenspielromanze ist übrigens, dass man vor jeder Konversation abspeichern kann und wenn sich das Ding in die falsche Richtung entwickelt, kann ein neuer Versuch gestartet werden. Keine Missverständnisse, die nicht ausgeräumt werden könnten. Keine Überraschungen, die nicht tatsächlich gewollt sind. Kein A wenn ein B gemeint ist. Kein Lug und Betrug (außer mit dem Elfen aus Antiva, der würde alles ficken, was lange genug stillhält - so sind die eben in Antiva) und kein Ende mitten im Anfang und kein Alles oder Nichts. Und am Ende lässt sich sogar die Dramatik wohldosieren und geheult wird nur ganz kurz, im Moment der allerhöchsten Ergriffenheit, während das Volk seiner Heldin, also mir, entzückt zujubelt. Und dann gehen alle fein nach Hause und morgen versuchen wir es dann noch einmal und diesmal noch viel besser und schöner. Mehr als ein Leben, mehr als eine Option, mehr als eine Wendung und wenn alles daneben geht, dann geht es zurück auf Los und es gibt sogar die 4000 Goldstücke. Jedesmal.

30 Seconds To Mars touren übrigens Februar / März 2010 durch Deutschland. Ich wäre ja sehr interessiert.

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P. S.: Wenn ich so dermaßen erkältet bin wie gerade, habe ich seltsamerweise eine fantastische Singstimme. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch nur an meinen erkälteten Ohren.



Schnee kommt
... und Schnee geht, während er fällt, schmilzt er auch schon wieder und es wäre deutlich weniger mühsam für unser kleines, gallisches Dörfchen, würde er gleich als Regen fallen, denn als vor zwanzig Jahren abgestimmt wurde, ob der gewöhnliche Landbewohner einen kleinen Obulus an die Stadt zahlt und dafür schneebefegt wird oder lieber selbst schneefegt und dafür nix zahlt, entschied sich der ordinäre Provinzler für - ja, richtig: für das eigenverantwortliche Schneegeschiebe. Ich war damals nicht dabei, bei dieser Gallischdorfabstimmung, aber sitze dennoch mit im Schneebesenboot. Und das wäre ja wahrscheinlich nur halb so schlimm, wäre ich nicht stolze Besitzerin einer "Superinfektion", weniger dramatisch auch als Sekundärinfektion bekannt. Die Apothekerin, bei der ich heute vormittag mit kaum hörbarer Stimme um ein richtiges Nasenspray bat, also so ein richtiges, nicht so ein halbes und nicht so eines, wie ich es als bekennender Nasensprayjunkie zu verwenden pflege, prophezeite mir ein böses Ende, würde ich nicht umgehend zum Arzt gehen und mir die grünvereiterten Nebenhöhlen spülen, antibiotizieren und vielleicht sogar ausschaben oder was auch immer lassen. Da ich aber nicht scharf auf die genannten Behandlungsmöglichkeiten bin und es obendrein Freitag ist, werde ich das Wochenende auch ohne ärztliches Einschreiten überleben. Zumindest habe ich das vor.

Zudem ist eine mutmaßliche Nebenhöhlenvereiterung auch nicht das Schlimmste, das mich plagt. Viel schlimmer - und nachhaltiger - plagt mich die versemmelte Prüfung des Ältesten und die allgemeine Arbeitsscheu der "Ich bin ja krank"-Jüngeren, so dass ich mich auch weiterhin und doppelt in der Rolle der Ernährerin, Geldbörsenaufhalterin, Zahlungs- und Unterhaltspflichtigen, Goldeselin und Um-alles-Kümmerin austoben darf und muss. Selig also der, der arbeitet. Und zahlt. Glücklich der, der davon profitiert. Das treibt mein Wutkonto allerheftigst in die Höhe, das kann ich Ihnen sagen, aber nutzen tut mir das nix. Aber auch rein gar nix. Also mal schön drauf aufs Wutkonto und weitermachen. Mit dem Schneeschieben, dem grünen Rotz (Früher regelmäßig Rockfabrik, heute täglich Rotzfabrik) und dem Zahlen.

Mir platzt gleich der Schädel, aber das nur am Rande. In der Mitte warten ein Dutzend Rechnungen darauf, geschrieben zu werden. Das ist immens wichtig, denn immerhin muss ich ja bald wieder mein Portemonnaie aufmachen und zahlen. Um Schimmel an einem Übermaß von träge umherliegenden Geld muss ich mir zumindest keine Gedanken machen, das hat doch auch was und ist sehr beruhigend.

Bevor mir gleich tatsächlich der Schädel platzt und Fontänen grünen Rotz sich über meinen Schreibtisch ergießen, will ich jetzt mal schnell meine Arbeiten erledigen. Und Schneeschieben. Anstatt das Geld für die Schneefegerei der Stadt in den Hals zu werfen, werfe ich es dann einem meiner "Schutzbefohlenen" an den Kopf. Oder so. Hossa.