Einem Schneemärchen
... entsprungen ist dieser Tage unser kleines Dorf im Leinetal. Dick in weiße Watte verpackt, verheißungsvoll glitzernd und nur an den Rändern ein bisschen schmutzig. Seltsam, diese Kulisse nach den sieben Tagen Regen und Matsch zu Füßen des Märchenkönigsschlosses und dem vagen Winter zwischen der verbliebenen Guten Hoffnung in Oberhausen. Und überhaupt scheint alles seltsam verworren. So, als habe vieles miteinander den Platz getauscht und wolle sich partout nicht zurückstellen lassen. Wobei das nicht immer und überall übel ist - einiges fühlt sich so wesentlich besser an, anderes lässt sich leichter ertragen.
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Die Mutter habe ich besucht, an ihrem Christkindgeburtstag, was ein unsortierbares inneres Chaos aus Heimatfreude und Gastgefühl ausgelöst hatte. Daheim sein, bei der Mutter und zugleich ein Gast, eine Fremde - ich frage mich, wie sie es wohl empfunden hat. Froh bin ich jedoch, dass sie nun doch einen Platz gefunden hat, an dem sie sein mag und kann. Wir waren uns nicht immer gewogen, nicht immer grün, sondern eben einfach Menschen, wie Menschen eben sind.
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Brüderlein! Ich sollte dich nicht so nennen, ich weiß, denn du bist nicht mehr kleiner als ich, nur noch ein wenig jünger. Dennoch bist und bleibst du mein kleiner Bruder, auch wenn du mich immer wieder mit deiner feinen Weisheit und klaren Logik zu überraschen weißt. Ich denke oft an die Zeit, als wir beide noch unter einem Dach gelebt haben. Schade, sehr schade, denke ich oft, dass ich damals nicht begriffen habe, wie kostbar dieses Band zwischen uns ist und wieviel es mir doch bedeutet. Schabernack habe ich oft mit dir getrieben, dich (gutherzig!) geärgert, gefoppt und nicht so recht zu wertschätzen gewusst, dass du mir trotzdem immer zugeneigt geblieben bist. Aber vielleicht hast du damals schon gewusst, dass du einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hast.
Wie auch immer, mir ist leichter an eben diesem Platz in meinem Herzen, seitdem du die Nase wieder in den Wind gedreht hast.
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Vom Winterschlaf in die Winterstarre. All das Reden von Erschöpfung war nur Reden, die eigentliche Erschöpfung ist das, worin ich mich nun, in dieser doch für mich regelrecht ruhigen Zeit, befinde. Bisher immer Reibung suchend, keinem Streit, Gespräch, Wort und keiner Verwicklung aus dem Wege gehend, ist mir nun nach dem genauen Gegenteil. "Den leichtesten Weg gehen", so nennt man das wohl. Ich bin selbst erstaunt, wie leicht mir dieser leichte Weg fällt, bin ich doch eigentlich sehr leicht auf Krawall und Don Quichotte zu bürsten. Aber nach all der Schwere, von der sich nur ein Bild machen kann, der dringesteckt hat, ist mein Marsch durch diese Leichtigkeit wohl nachvollziehbar - und auch verdient.
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Polly Pocket ist dabei, sich neu zu sortieren. Wenn sie fertig ist, werde ich einen vollkommen anderen Hund an meiner Seite haben. Ich staune und begleite sie freudig bei dieser Metamorphose. Ein wenig neidisch übrigens auch.
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Zum altem Jahr gibt es nichts mehr zu sagen und zum neuen noch nicht.
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Hossa!